Musikverein Renquishausen
Musikverein Renquishausen

Die Gründungsjahre

Vor nun schon über 80 Jahren haben sich neun junge Männer aus Renquishausen zusammengeschlossen, um ein Mundharmonika-Orchester zu gründen, aus welchem später dann unser Musikverein entstand. Die neun Gründungsmitglieder waren Robert Käfer, Anton Maier (Wendels), Johannes Mattes (Bäckers), Johannes Mattes (Cyriaks), Jakob Mattes (Bäckers), Karl Mattes, Andreas Moser, Christian Moser (Instrumentenmacher) und Anton Rack (Ambros´).

 

Erster Dirigent und Vorstand wurde Anton Rack, Kassier Johannes Mattes (Bäckers) und Schriftführer Karl Mattes. Große Sorgen bereiteten dem jungen Verein die Beschaffung der nötigen finanziellen Mittel. Die Zeit für eine Gründung eines Vereins war nicht gerade günstig zur der Zeit. Das Geld war im Allgemeinen sehr knapp, denn die Inflation lag erst einige Jahre zurück. Die meisten Einwohner von Renquishausen ernährten sich von der kargen Landwirtschaft, viele Männer verdienten ihren Lebensunterhalt als Maurer oder Gipser in der Fremde und eine große Zahl der Einwohner musste damals ihre Heimat für immer verlassen und auf einen Neubeginn in Nordamerika hoffen. Jedes Gründungsmitglied musste 2,25 Mark entrichten, wofür er eine Mundharmonika und Noten erhielt. Der Jahresbeitrag betrug eine Mark, das zu spät in die Probe kommen kostete zehn Pfennig, was für damalige Verhältnisse sicherlich eine harte Strafe war. Schon bald nach der Gründung musste der Verein mit dem ersten Schicksalsschlag fertig werden. Anton Rack hatte in der Fremde Arbeit gefunden und musste die Heimat sowie seine Musikkameraden verlassen. Sein Nachfolger als Dirigent wurde Josef Hagen aus Königsheim und Vorstand wurde Anton Maier. In der Vereinschronik ist nachzulesen, dass der Verein schon bald rege auf das kulturelle Leben des Dorfes eingewirkt hat. So wurde nicht nur dem damaligen Schultheißen Anselm Mattes ein Ständchen gebracht, auch die Veranstaltungen der anderen örtlichen Vereine wurden musikalisch umrahmt. Bei einem großen Preisspiel in Tuttlingen im Dezember 1931 spielte das Mundharmonika-Orchester die beiden Preisstücke "Guten Abend, gut Ncht" und "Lindenwirtin". Die Freude war natürlich groß als man den ersten Preis und die damit verbunden sieben neuen Mundharmonikas in Empfang nehmen durfte. Der Verein entwickelte sich gut und so wurde in einer Sitzung am 21. November 1932 beschlossen, in Zukunft das Mundharmonika- auf ein Streichorchester umzustellen. Neue Instrumente mussten beschafft werden - nur das nötige Geld fehlte an allen Ecken und Enden.

von links: unbekannt, Karl Maier und Anton Rack (Ambros´)

Eine Hafersammlung innerhalb der Gemeinde zugunsten eines Schlagzeugs aus Klingenthal erbrachte 66 Mark. Um den Fehlbetrag decken zu können stiftete jedes aktive Mitglied noch 50 Pfennig und der Kauf konnte stattfinden. So wurde dann mit den neue Instrumenten bei Maifeiern, beim Erntedankfest und bei Hochzeiten aufgespielt. Die jungen Musiker hatten aber ein noch größeres Ziel vor Augen und schon bald wurde der Wunsch nach Blasinstrumenten laut. So wurde in der Versammlung vom 18. Juni 1934 der Kauf von solchen Instrumenten offiziell beschlossen. Vom Musikverein Irndorf lag ein attraktives Angebot für einige gebrauchte Blasinstrumente vor und im November des selben Jahres konnten für 350 Mark diese Instrumente gekauft werden. 150 Mark hatte der Verein zusammengespart, 200 Mark wurden von einem hiesigen Bürger entlehnt. Am 29. April 1935 wurde bei einer Hochzeit in Bärenthal zum ersten Mal mit Blechblasinstrumenten gespielt.

von links: Robert Käfer, Ambros Stehle, Josef Moser, Alfons Stehle, Andreas Moser

Ab Herbst 1937 wurden immer mehr junge Mitglieder zum Reichsarbeiterdienst einberufen. Anlässlich der Hochzeit von Dirigent Ambros Stehle am 26. Dezember 1940 steht in der Vereinschronik: "Tanz ist während des Kriegs verboten. Es sind so viele aktive Musiker zur Wehrmacht einberufen, dass man aus Kolbingen einen Spieler zur Verstärkung ausleihen musste."

Nachdem dann beinahe alle Musikanten ihre Instrumente gegen Waffen eintauschen mussten, wurde auch der aktive Vereinsbetrieb des Musikvereins Renquishausen ab 1941 eingestellt. Das traurigste Kapitel im Schriftführerbuch ist wohl der Eintrag der Namen von elf jungen Männern, die nicht mehr in die Heimat zurückkehrten. Es sind dies: Friedrich Hohl, Karl Käfer, Otto Käfer, Eduard Mattes (Cyriaks), Jakob Mattes (Bäckers), Sebastian Mattes (Bäckers), Josef Mattes (Straßenwarts), Klemens Müller, Bernhard Rack, Josef Rack (Raphaels) und Paul Stehle.

Die Wiedergründungsjahre

Die Wiedergründungsversammlung nach dem Krieg wurde mit Genehmigung der französischen Besatzungsmacht am 22. Dezember 1945 abgehalten. Die schon vor dem Krieg bewährten Kräfte, Vorstand Alfons Stehle und Dirigent Ambros Stehle, übernahmen wiederum die Weiterführung des Vereins. An diesem Abend traten 14 junge Männer neu in den Verein ein, fünf waren zu diesem Zeitpunkt noch in Kriegsgefangenschaft. Für die Musiker begann wiederum eine Zeit der Arbeit und des Aufbaus. Bei der Militärregierung wurde die Genehmigung zur Abhaltung von ein bis zwei Musikproben pro Woche eingeholt. Bei einer Hochzeit im Oktober 1946 war Tanzunterhaltung noch verboten. Im Jahre 1946 legte Vorstand Alfons Stehle sein Amt nach neunjähriger Tätigkeit nieder und Ferdinand Rack wurde zu seinem Nachfolger gewählt. In der Generalversammlung am 31. Dezember 1946 wurde Ewald Hipp zum Schriftführer und Matthias Mattes (Bäckers) zum Kassier gewählt. Der Musikverein entwickelte sich prächtig und wie es sich gehört, prägte er wiederum das kulturelle Leben der Gemeinde. Es wurde und wird bis heute an Hochzeiten und runden Geburtstagen unserer aktiven und passiven Mitglieder ein Ständchen gespielt und diese mit einem Geschenk beehrt.

Hochzeitszug von Albina und Leo Burth im Jahre 1949

Jährlich werden am 1. Mai die Einwohner von Renquishausen mit dem Tagwachtspiel morgens um sechs Uhr geweckt. Die Kapelle marschiert dabei durch die Straßen von Renquishausen und erfreut die Einwohnerschar mit ihrem morgendlichen Spiel. Nach einem Frühstück im Sporthaus machen sich dann die wanderfreudigen des Musikvereins zu ihrer jährlichen Maiwanderung auf. Die Routen führten bisher immer in die nähere Umgebung, wie z.B. nach Leibertingen, Böttingen, Fridingen, Nusplingen, Hausen i.T., Gosheim, Obernheim, usw. Ebenfalls zur Tradition geworden ist, dass der Musikverein die Fronleichnamsprozession und den Volkstrauertag mitgestaltet. Auch an den diversen Narrentreffen sowie an der Dorffasnet begleitet der Musikverein seit jeher die Renquishausener Narren.

Fasnachtsumzug im Jahre 1960

Gründungsmitglieder

Robert Käfer
Anton Maier
Johannes Mattes (Bäckers)
Jackob Mattes (Bäckers)
Johannes Mattes (Cyriaks)
Karl Mattes
Christian Moser
Andreas Moser
Anton Rack

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